Eine ganze Weile verfolgte ich nun schon den Gedanken, doch die Chance zu ergreifen und ganz offiziell in den Heilstätten fotografieren zu dürfen. Doch immer wieder ließ ich Termine und Möglichkeiten verstreichen. Bis es dann plötzlich hieß: Beelitz zum letzten Mal, denn die Bauarbeiten hatten begonnen!
Da ich bereits weniger gute Erfahrungen mit solchen Shootingdays gemacht hatte, kostete es mich am Ende dann doch etwas Überwindung eins der letzten Tickets zu ordern. Aber mit einem kleinen Schubser durch Tilly, die an diesem Tag meine Begleitung sein wollte, wurde der Schritt getätigt.
Aufgrund meiner Unsicherheit, wie der Tag ablaufen würde und ob ich angesichts all der anderen Teilnehmer überhaupt in meinen Workflow kommen würde, versprach ich ihr, dass wir gern auch die Seiten tauschen könnten, so dass sie am Ende in jedem Fall mit einem Ergebnis nach Hause fahren würde. Immerhin hatten wir für diesen Tag nicht nur unseren Zeiteinsatz, sondern auch finanzielle Ausgaben gehabt. Diese sollten nicht umsonst gewesen sein…
Damit fing das große Denken an: Was nehme ich mit? Was ziehe ich an? Was brauchen wir an Equipment oder nützlichem Kleinkram?
Viele meiner Klamotten waren schon in Umzugskisten verstaut und ich tat mich schwer, etwas Passendes zu finden.
Doch am Ende war der Kofferraum Dank der Doppelrolle voll und ich war mir sicher, dass ein Großteil davon gar nicht zum Einsatz kommen würde …
So war es dann auch … Nachdem wir eine erste “Wir schauen uns mal um”-Runde absolviert hatten, standen gleich zwei Dinge fest:
1. Wir würden nur mit available light shooten.
2. Das Model wollte Model sein und bleiben.
Damit war dann auch klar, dass all die Stative und Lichter umsonst mitgenommen wurden. Ebenso wie meine Klamotten und Utensilien zum Modeln und Tillys Fotoequipment. Aber natürlich geschah dies alles nur, um Murphys Gesetz entgegenzuwirken, weshalb wir beide im Vorfeld lieber nach dem Motto “besser haben, als hätte” gepackt hatten …
Da wir uns für das vorhandene Sonnenlicht als Lichtquelle entschieden, sparten wir uns Unmengen an Zeit für Aufbau und Einstellung des richtigen Lichtsettings. Sicherlich wäre dies auch mit spannenden Experimenten und Ergebnissen verbunden gewesen, aber da dies die (vorerst) letzte offizielle Chance für diese Location war, wollten wir lieber so viele Ecken wie möglich erkunden und Bildmaterial erschaffen… Erfreulicherweise kam noch hinzu, dass Tilly mir beweisen konnte, dass man auch als Model in Null Komma Nix in einem neuen Outfit stecken kann und so ein effektives Arbeiten möglich war.
Insgesamt verteilte sich die Gruppe der Teilnehmer recht gut, so dass wir oft auch ganz für uns allein waren, was meinem Workflow sehr zu Gute kam ;-). Aber es gab natürlich auch Dinge, die wir nicht umsetzen konnten, weil der Andrang zu groß war. So blieben die Alpakas zum Beispiel von uns verschont und auch das pinke Tüllkleid blieb von uns ungetragen. Aber wenigstens ergatterten wir ein paar Minuten an zwei der begehrtesten Orte an diesem Tag und konnten für einen kurzen Augenblick ebenfalls durch die Sonnenstrahlen tanzen und auch am Klavier sitzen …
Insgesamt shooteten wir in fünf Outfits an über 50 (!) verschiedenen Locations, welche wir teilweise mehrfach mit anderen Outfits besuchten. Zwar wird es nicht jede Location in die Galerie schaffen, aber das war uns von Anfang an auch klar …
Fazit: Die Zusammenarbeit mit Tilly funktionierte wunderbar und meine negativen Erfahrungen wurden zumindest an diesem Tag Dank der Größe der Location und den damit verbundenen Möglichkeiten zum Shooten ein klein wenig gemildert und ich bin mir sicher, bestimmt wieder ein solches oder ähnliches Event zu bestreiten.
Nach wie vor sind solche Veranstaltungen für mich nur bedingt eine Gelegenheit zum Knüpfen von neuen Kontakten. Das Shooten lässt mich alles um mich herum ausblenden und in den wenigen Gesprächen beim Umziehen und Helfen mit Schnürungen und Reißverschlüssen ist eben auch nur Smalltalk drin.
Ebenso hatte ich insgesamt das Gefühl, dass bei diesem Shootingevent am Ende jeder nur sein Ding durchzieht und Störungen durch Dritte doch eher unerwünscht schienen. Auch liegt es mir fern, fremde Settings (und Models) abzulichten, und hinterher auf mich aufmerksam zu machen (was in Zeiten der DSGVO wohl auch mehr als fragwürdg ist), obwohl ich diese Praktik vor Ort des öfteren gesehen hatte.
Extrovertierte Menschen haben hier mit Sicherheit einen Vorteil, denn mir liegt es nicht, mich ständig anderen Models, die vermutlich selbst einen straffen Zeitplan haben, aufzudrängen und mich als Fotografin anzubieten oder um gemeinsame Tür- und Angelaufnahmen zu bitten.
Da wäre es für mich mit Sicherheit hilfreicher bereits im Vorfeld zu wissen, wer nichts gegen andere Fotografen hat, oder gar ohne angereist ist, oder zeitlich einfach noch offen ist. Aber um dieses Problem zu umgehen, hatte ich ja mein Opfer extra direkt selber mitgebracht ;-).
Weitere Fotos von diesem Tag findet Ihr hier in der Galerie.