Im Frühjahr ging die Nachricht herum, dass es die Möglichkeit geben wird, an einem besonderen Shootingort in einem nicht mehr in Betrieb befindlichen Grand Hotel teilzunehmen.
kein gewöhnliches Hotel
Hier ist nach der Eröffnung 1902 der Hochadel ein- und ausgangen. In den 30er Jahren dann auch für die High Society. Prunk und Glamour.
Es ist ein Traum, wenn Relikte aus längst vergangenen Zeiten noch erzählen können, wie das Leben einst mit ihnen ausgesehen haben muss. Einen Ort zu finden, der unzählige Geschichten zu erzählen weiß und der nicht Opfer von blindem Vandalismus wurde, ist schwer. Aber nicht unmöglich. Immer wieder bekommt man in verlassenen Gebäuden und an fast vergessenen Orten eine Chance, einen vorsichtigen Blick in die Vergangenheit zu werfen.
Nachdem es mich gemeinsam mit Tilly im Mai bereits zu den Beelitzer Heilstätten gezogen hatte, wurden neue Gedanken gesponnen, obgleich diese noch einiges mehr an Organisation und Verrücktheit von uns abverlangten.
Unser Ziel war klar: Wir wollten, nein wir MUSSTEN zu diesem Grand Hotel, dessen Betrieb im Jahre 2005 eingestellt worden war. Verlassen und doch irgendwie auch nicht.
Man munkelt, dass im Jahre 1949 Adele, die Managerin, liebevoll auch die Hauskönigin genannt, dort gewaltsam zu Tode kam. Seitdem ging es mit dem Hotel bergab, wurde im zweiten Weltkrieg sogar als Lazarett umfunktioniert. Hinter diesen Mauern verloren viele Menschen ihr Leben. Ein Fluch? Viele Besitzerwechsel in den nachfolgenden Jahren verhalfen dem Hotel nicht zu seinem einstigen Weltruhm zurück. Heute wird es von einem Verein betrieben, der es vor dem Verfall bewahren möchte.
So konnten wir Dank dieses Vereins und mit Hilfe von Shootingday Deutschland dort einen außergewöhnlichen Shootingday erleben und eine noch ungewöhnlichere Nacht in einem Hotel verbringen, in dem es angeblich auch spuken soll…
Die Organisation
Mitten auf einem Festival habe ich versucht an eins der begehrten Teilnehmertickets für mein Model und mich zu kommen. Der Termin war noch lange hin und keiner von uns beiden hat so recht realisiert, dass dieser an einem Sonntag stattfinden würde. Lediglich die Fahrzeit von mehr als SIEBEN Stunden war uns bewusst, wenngleich diese Zeit ja auch noch verdoppelt werden wollte für die Heimfahrt.
Als wir dann endlich in die Feinplanung gingen und all die Hürden uns bewusst wurden, kam uns ein Angebot entgegen, das wir nicht ablehnen konnten: Es wäre noch Platz in jenem Hotel direkt auch zu nächtigen und bereits am Vorabend anzureisen! Perfekt! So konnten wir uns am Samstag entspannt ins Auto setzen und in den Südwesten fahren.
Der Vorabend
Nach unsere langen Anreise wurde eine erste Runde durch die Räumlichkeiten gedreht, um einen Überblick über die Möglichkeiten zu bekommen. Danach ging es auf Futtersuche in die Stadt, was sich als gar nicht so leicht erwies, wenn man nicht im Vorfeld reserviert hatte. Vor dem Schlafen wollten Tilly und ich die Ruhe im Hotel nutzen und ein paar erste Aufnahmen machen. Wir entschieden uns für einen Ort, der uns am nächsten Tag nicht mehr zur Verfügung stehen würde: Die Zwitscherbar im Keller des Hotels.
Tilly hatte Lust, das gesamte Hotelambiente unter anderem für Fotos aus einer Mischung von Dandy- und Gatsbystilen zu nutzen. Das sollte direkt unser nächtlicher Einstieg werden.
Womit jedoch keiner von uns beiden rechnete, war wohl der Gedanke, dass ICH eine Bildidee entwickeln würde, deren Umsetzung viel Geduld, Ausdauer und auch Überwindung kosten würde.
So kam es, dass ich nach über 15 Jahren das erste Mal ein SELF schießen wollte, bei dem ich nicht allein war. Zum Glück erlaubte es meine Rolle, dass ich mir zwar um meine Pose und den richtigen Auslösemoment Gedanken machen musste, aber dafür weniger um meinen Gesichtsausdruck 😉
Und Tilly? Na sie war die ganze Zeit hochkonzentriert und damit beschäftigt stillzuhalten und ihren Kopf von all meiner Action abzuwenden. So fühlte ich mich nur bedingt beobachtet und unsicher 😉
Das Ergebnis ist es auf jeden Fall wert gewesen! Auch wenn dies bedeutete, nicht mehr alle geplanten Aktivitäten umgesetzt haben zu können und am nächsten Morgen vor dem eigentlichen Shootingstart noch eine Runde zu drehen …
Die Nacht verbrachten wir direkt in diesen verlassenen Räumen. Na gut, verlassen waren sie zumindest dann, als wir die großen schwarzen Achtbeiner allesamt aus dem Raum sperrten ;-). Aber neben uns waren ja auch noch weitere vier Verrückte, die sich auf eine Nacht in einem spukenden Lost Place einließen. Geschlafen habe ich tief und fest. Ob Adele um unsere Köpfe kreiste, kann ich also nicht sagen. Dafür möchte ich das fantastische Frühstück nicht verschweigen, das man uns dann am Morgen im Tanzsaal kredenzte. Nobel geht die Welt zu Grunde, dabei waren dies vorwiegend Speisen aus der Region. Vernünftig und gut.
Der Shootingtag
Die Zeit bis zum offiziellen Start des Shootingdays nutzen wir sowohl vor als auch nach dem Frühstück noch gut aus, um die am Vorabend verpassten Gelegenheiten noch etwas aufzuarbeiten. Aber bereits hier zeigte das Schicksal, warum wir am vergangenen Abend nicht alle Räume schon hätten nutzen sollen. In einem Zimmer schien die Sonne durch eine herunter gelassene Jalousie. Ein weiterer einzigartiger Moment, der jetzt nur für uns vorbehalten sein sollte …
Mit dem offiziellen Startschuss lagen aber noch immer zig Motive, Möglichkeiten, Räume und Ideen vor uns und wir waren durchaus wieder gut beschäftigt und machten kaum Pausen. Trotzdem haben wir es nicht geschafft, die gesamten Möglichkeiten dieser Anlage auszuschöpfen. Aber das war fast egal, denn wir hatten erneut viele spannende Motive auf die Speicherkarte bannen können.
Die bisher aus dem Shooting hervorgegangenen fertigen Aufnahmen, können hier angesehen werden:
1 thought on “Aus meinem Alltag: Lost Place Shooting im Hotel Waldlust”
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