Review: 26. Folklorum vom 06.-08.09.2019

Nun ist auch für mich die diesjährige Festivalsaison vorbei. 2 Wochen später als eigentlich gedacht, denn ursprünglich wollte ich in diesem Jahr nicht auf die Kulturinsel fahren.

Doch ein kleiner Schubser von seitens des Festivals änderte dies spontan und so fuhr ich am Freitag direkt nach Feierabend los, um doch zu spüren, dass ich froh bin, nicht normal zu sein …

Ein Teil meiner Lieblingschaoten spielte zwar offiziell leider schon am Donnerstag, trotzdem sollte ich noch dreimal in den Genuss kommen, ihren Songs zu lauschen und gleich zwei verrückte Aktionen in ein paar Bildern festzuhalten. Doch dazu dann an den entsprechenden Stellen mehr.

Ein erstes Highlight war für mich der Auftritt von Linda und die lauten Bräute. Eine Fusionsküche aus den Songs von Gundi Gundermann und den eigenen, wie sie es nennen. Tatsächlich verbirgt sich hinter diesem siebenköpfigen Ensemble ein Zusammenschluss verschiedener befreundeter Musiker, die sich anfänglich für ein Konzert zum 20. Todestag von Gundermann formiert hatten. Dabei war der Spaß am gemeinsamen Spiel jedoch so groß, dass sie dieses eigentlich einmalige Projekt nun einfach weiterführen.

Vor der großen Bühne füllte es sich recht schnell und bald herrschte dichtes Gedränge. Ein offener Geheimtipp. Zu Recht.

Wie es in unserer Liedermachingfamilie oft üblich ist, gab die Truppe ein paar Minuten ihres Sets ab, um Ernstgemeint einen neuen Song spielen zu lassen. Darin erklärten sie die eigentliche Bedeutung des Ausdrucks “Einsame Spitze”. Kehrten diese Worte aber geschickt wieder in ihre ursprüngliche Bedeutung um und plötzlich hielt das Publikum den Atem an. War dies jetzt wirklich geschehen?! Hatte Freddy jetzt wirklich gerade seiner Freundin und Mutter seines Kindes einen Heiratsantrag gemacht ?! Oder war dies nur der theatralische Teil des Songs? Nein, wirklich … Kathi zwängte sich von hinten durch die Massen und der Ring an Freddies Finger wanderte an den dafür vorgesehen Finger an ihrer Hand. Das kam wohl für alle Anwesenden überraschend, obwohl es in Turisede regelmäßig zu solchen Liebesbekundungen unter Besuchern kommt.

Romantik pur …

Linda & die lauten Bräute begrüßten diese Entscheidung direkt mit einem Song aus Gundermanns Feder, der eigentlich nicht zu ihrem aktuellen Programm gehörte, bevor es “normal” weiterging.

Wer vor allem die Herren (und die Dame) von Schnaps im Silbersee kennt, weiß allerdings, dass ein Auftritt zum Folklorum stets mit einem Highlight verbunden ist und meist eben nicht “normal” verläuft. Auch ihm Rahmen dieses Projektes ließ es sich die Kombo nicht nehmen, etwas Verrücktheit in das Programm zu streuen. Befreundete Musikerkollegen auf die Bühne zu holen, ist ja schon fast normal, meinte Melvin, während er seinen Blick über das Publikum schweifte. Dort tänzelte nämlich gerade eine Akrobatin über den Köpfen der Zuschauer gekonnt durch einen Reifen, später auch an einem Tuch in luftiger Höhe und stahl für einen Augenblick der Band die Show, die ununterbrochen weiterspielte und das Spektakel sichtlich genoss.

Ich hingegen stand zwischen Akrobatin und Band und fragte mich, warum ihre Aktionen für mich immer mit einer herausfordernden Lichtsituation verbunden sein mussten, lächelte in mich hinein und dachte nur: Challenge accepted!

Ob ich diese Herausforderung gemeistert habe, könnt Ihr selbst in der Freitagsgalerie überprüfen.

Der Samstag wollte recht entspannt werden. Ich wanderte von Bühne zu Bühne, um möglichst viele Momente einzufangen. Doch dies wurde für eine spontane Vogelhochzeit unterbrochen. Manche Dinge haben einfach Vorrang ;-).

Ernst, seines Zeichen Maskottchen und Kopf der Band Ernstgemeint, wollte vermählt werden. (Wir erinnern uns kurz: Am Abend zuvor hatte Bandmitglied Freddy seiner Freundin einen Heiratsantrag gemacht.) Frau Brautstrauss sollte die Auserwählte sein. Beide hatten sich extra herausgeputzt. Es gab eine wunderbare Zeremonie, Blumenregen, Ringe und auch das uneheliche Kind von Ernst durfte natürlich nicht fehlen. Viele Freunde, Fans und zufällige Passanten schauten sich dieses Spektakel an.

Mein nächstes Ziel waren dann Lari und die Pausenmusik. Sie spielten auf einer Bühne, von der ich im Vorfeld schon wusste, dass die Lichtsituation sehr bescheiden sein würde. So war es dann auch. Nach ein paar Aufnahmen ließ ich es bleiben und lauschte einfach den Songs, bevor ich zu der Bühne wanderte, auf der Götz Widmann bald beginnen würde.

Götz gab sein Debüt auf dem Folklorum und es war – zu meiner persönlichen Überraschung – das bisher beste Konzert, das ich von ihm erlebt habe. So viel Witz und Charme habe ich in seinen Konzerten schon eine Weile nicht erlebt. Auch unvorhersehbare Dinge machten dieses Konzert zu diesem unvergessenen Erlebnis. Während Götz von friedlichen Zeiten sang, ertönte in der nahen Ferne der Klang von explodierendem Schwarzpulver.

Am Abend sorgten die Jungs von Ernstgemeint dann zusätzlich für ein wenig adriAkustikflair, in dem sie bei der offenen Bühne den “letzten Slot” übernahmen und gemeinsam mit weiteren Freunden und Weggefährten musizierten. Unter anderem zeigten so auch Robert Kauffmann, Sarah Naiva, der Jerg, Rosa Hoelger, Lari (von Lari und die Pausenmusik) und Adrian Haack wie groß die Liedermachingfamilie ist und dass Lagerfeuerromantik auch auf den Kleinkunstbühnen funktioniert. Ehrlich, echt und meistens auch spontan und ungeprobt.

Kein Wunder also, dass ich auf dem Weg in mein Bettchen nachts um halb 3 noch stoppte und ein Kurzshooting mit mir selbst durchführte. Dieses positive Gefühl in mir sollte einfach in meinem Gedächtnis bleiben. Denn mir war klar, dass ich es nicht lang bei mir haben würde.

Der Sonntag stand für mich dann noch einmal unter einer ganz anderen Herausforderung. Ich hatte ein Fotoshooting mit Götz Widmann in diesen einmaligen Kulissen. Etwas nervös war ich angesichts dieser erfahrenen Persönlichkeit schon, aber ich hätte ehrlich NIE damit gerechnet, wie entspannt ein Shooting mit ihm sein konnte. Meine anfängliche Unsicherheit war bald verflogen und wir haben geshootet bis mein letzter Akku alle war. Ob diese Fotos auch auf meinen Seiten veröffentlicht werden, weiß ich allerdings noch nicht …

Ein letztes gemeinsames Essen und dann ging es für mich nach Hause. Zweieinhalbtage anders sein haben ihre Spuren hinterlassen. Ich bin so froh, dass ich dieses eigentlich aus meinem Kalender gestrichene Wochenende trotzdem erleben durfte!

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